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Archiv für Mexico

Lang, lang ist’s her…

…seit ich das letzte Mal was geschrieben habe. Ja, ich weiß, ich bin ein faules Stück und sollte mich was schämen. Ich verspreche auch, daß ich diesen Beitrag aus der virtuellen Ecke meines Blogs schreibe, in die ich mich reuig gestellt habe. So.

Viel ist nicht passiert in der letzten Zeit, aber immerhin genug, daß ich mich dazu durchringen konnte, es stichwortartig kundzutun. Los geht’s:

  1. In der letzten Juliwoche hat es mich erneut nach Oaxaca verschlagen. Meine gute Freundin Cynthia war so nett, mir Gastfreundschaft in ihrem Haus zu gewähren, so daß ich mich dort bequem einquartieren konnte. Anlaß zur Reise war die “Guelagüetza”, das lt. eigenen Angaben “größte Folkloreereignis Lateinamerikas”. Hierunter ist eine folkloristische Tanzaufführung zu verstehen, an der Tänzer(und ich schreibe bewußt nicht zusätzlich noch “Tänzerinnen”, weil ich für den Erhalt des generischen Maskulinums eintrete) aus den umliegenden Regionen und Dörfern von Oaxaca auftreten.
    Interessant ist hierbei anzumerken, daß die Tänze nicht von Profis dargeboten werden, die eine genau durchchoreographierte Darstellen bieten, sondern vielmehr von Amateuren, die in traditionellen Gewändern ihre seit langem überlieferten Volkstänze aufführen. Das verleiht der Veranstaltung einen angenehm familiären Anspruch, ist man der einheimischen Kultur auf diese Weise doch wesentlich näher als es bei anonymen Profitänzern der Fall wäre. Auditorio de la GuelaguetzaAndererseits muß ich hier einwerfen, daß die Vorführung nach einer gewissen Zeit - nunja, nennen wir die Dinge beim Namen - langweilig wurde. Die Tänzer sind durchaus nett anzusehen, wie sie sich in ihren farbenfrohen Trachten züchtig umtanzen(teilweise verschränken die Männer sogar die Hände auf dem Rücken), aber nach der zweiten oder dritten Gruppe ertappt man sich doch dabei, daß man seine Aufmerksamkeit eher der fantastischen Aussicht über das Tal von Oaxaca widmet, die einem der Aufführungsort präsentiert. Ich war darum auch nicht sonderlich enttäuscht, als meine Begleiterinnen Cynthia und Vianey den Wunsch äußerten, das Auditorio(das ist die amphitheaterähnliche Bühne, s. Foto) zu verlassen. Den Rest der Aufführung haben wir dann teilweise bei Cynthia zuhause im Fernsehen verfolgt - meiner Meinung nach die bessere Alternative(ausnahmsweise!), im Vergleich zum Sitzen in der prallen Sonne. Den Rest des Eintrags lesen »

Frostig

Ich bin’s wieder. Sind es etwa wirklich schon wieder mehr als vier Wochen, in denen ich nichts geschrieben habe? Kommt mir viel weniger vor…

Der Grund, weshalb ich schreibe, ist folgender: ich hatte heute beschlossen, mein Mittagsmahl bei der bekannten amerikanischen Eilmampf-Kette (”Eilmampf” ist das von der Stiftung Deutsche Sprache vorgeschlagene Synonym für “Fast-Food”) einzunehmen. Als ich nach Beendigung meiner Mahlzeit gesättigt und zufrieden die Gaststätte verließ, sprach mich vor der Eingangstür ein Herr im Auto an und fragte mich, ob es denn sehr kühl im Restaurant wäre, respektive ob die Temperatur im Innern für ein Baby geeignet wäre. Den Rest des Eintrags lesen »

Heimspiel


- Shakira!!!

Eigentlich wollte ich ja gar nicht - aber dann hat mich der Axel überredet, nach dem Motto “500 Pesos kann man dafür echt mal investieren.” und “Wenn die schonmal direkt nebenan ein Konzert gibt, muß man da auch hin.” Da hat er irgendwo auch recht, und darum hab ich mir von ihm dann auch ein Ticket für das gestrige Shakira-Konzert mitbringen lassen. Und was soll ich sagen - ein Erlebnis war’s auf jeden Fall. Die Kolumbianerin ist für mich eine der wenigen Größen der Populärmusik, der ich den Erfolg gönne, weil ich glaube, daß sie ihn sich selbst erarbeitet hat. Außerdem kann sie ihre Hüften schwingen, als hätte sie sie dem Teufel verkauft…So sitzen wir zwei beiden also um 20:30 auf der Tribüne und harren der Dinge, die da kommen. Eine Platzanweiserin hatte uns freundlicherweise auf unsere Plätze geführt(O-Ton: “Hola chavos, si quieren les llevo a sus lugares.” - “Si, claro, gracias.” *latschlatschlatsch* “Aqui esta. Tienen un poco de propina?” - “…”) so daß wir jetzt inmitten von fast nur MexikanerINNEN sitzen. Kaum Kerle. Hätt ich nicht gedacht. Wir sind ein wenig zu früh da, außerdem verspätet sich die Dame auf der Bühne um gute 30 Minuten. Das ist in Mexico aber natürlich kein Problem, also amüsiert man sich mit Laola-Wellen und gelegentlichem Aufspringen und Kreischen, wenn irgendjemand glaubt, daß es gleich losgehe. Den Rest des Eintrags lesen »

Seenlandschaft

Schon wieder ich.

Diesmal muß ich wirklich mal jammern. Claudia hat sich auch schon beschwert, daß ich per MSN andauernd wegen meiner Fenster rumweine, aber langsam wird es wirklich akut. Was ist passiert? Ihr erinnert euch an meinen Eintrag zum Thema Herbst, in dem ich auf das Fehlen einer brauchbaren Fensterabdichtung hinwies? Nun ist es zwar zu dieser Jahreszeit nicht kalt, dafür (irgendwas is ja immer…) regnet sich das Wetter gerade in Stimmung. Jeden Abend so gegen acht geht hier also ein mittelschwerer Wolkenbruch nieder. Ein Teil davon landet auf der Straße - ein anderer Teil landet in meinem Zimmer. Durch die nicht vorhandene Fensterabdichtung kommt nämlich, günstige Windlage vorausgesetzt, ein nicht unbeträchtlicher Teil des Regens in die Wohnung und setzt mein Zimmer unter Wasser.

Ich greife hiermit den Gedanken von damals wieder auf, mit Haargel für eine geeignete bautechnische Veränderung zu sorgen…

Tagesration


Vianey, Cindy und Erika machen
Werbung für Zahnpasta

Weil ich ja weiß, daß einige von euch sich brennend für den weiblichen Teil der Bevölkerung meines Gastlandes interessieren, hier etwas Anschauungsmaterial, damit ihr mal wißt, womit man sich hier auseinandersetzen muß.

Nebenbei will ich hier auch noch mal auf meinen neuen Flickr-Account hinweisen, auf den ich standhaft und ausdauernd meine sämtlichen Fotos hochladen werde. Das hat bisher tatsächlich geklappt, darauf bin ich stolz und darum sollt ihr euch das ansehen.

Das war’s auch wieder für’s erste. Macht’s mal gut, ich meld mich wieder!

Die Wochenschau


- Monte Albán

Inzwischen ist gut eine Woche vergangen, und ich muß zusehen, daß ich mit dem Schreiben nachkomme. Natürlich habe ich mich nicht dazu durchringen können, jeden Tag mitzuprotokollieren, aber immerhin ist es mir gelungen, Notizen darüber zu machen, was ich so treibe. In diesem Moment ist die Situation gerade günstig, weil der Strom ausgefallen ist, ich das eBook „Solaris“ von Stanislaw Lem erfolgreich beendigt habe und somit nichts weiter zu tun habe. Ich mach einfach mal in chronologischer Reihenfolge weiter, damit das Ganze nicht durcheinandergerät:
Das Wochenende in Oaxaca war toll, ich habe Cynthias Mutter und Schwester kennengelernt(gaaanz liebe Menschen), Carl, der Franzose war mit zwei Freundinnen, Gabi(mex.) und Donatella(schweiz.) auch da und zusammen haben wir die Stadt unsicher gemacht. Übernachtet haben wir auf der „Ranch“ von Cynthias Eltern, eigentlich ist es nichts anderes als ein riesiges Grundstück mit einem langgezogenen Haus darauf, das wohl in erster Linie tatsächlich nur der Beherbergung von Gästen dient. Cynthia hatte tagsüber meist zu tun, so daß wir uns zu fünft (ich vergaß, Vianey, eine Freundin von Cynthia zu erwähnen, mit der ich zusammen im Bus gefahren bin) herumgetrieben haben. Das haben wir gemacht, bzw. gesehen:

  • El Tule, einen uralten, über 2000 Jahre alten Baum, mit gewaltigem Stammdurchmesser. Natürlich muß man Eintritt bezahlen, um auf das Areal mit dem Baum zu kommen – quasi die Kommerzialisierung der Natur. Um den Baum laufen Kinder mit kleinen Taschenspiegeln herum, die sich als „Touristenführer“ betätigen und für ein Trinkgeld mit ihren Spiegeln das Sonnenlicht auf bestimmte Wurzelformationen lenken, die angeblich wie Tiere aussehen. Naja.
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    - Centro de las Culturas de
    Oaxaca

    Centro de las Culturas de Oaxaca, das wichtigste Museum von Oaxaca, das in einem ehemaligen Kloster untergebracht ist. Hier sind zum einen Fotografien eines amerikanischen Fotografen ausgestellt, dessen Lebenswerk die Dokumentation des Lebens der amerikanischen Ureinwohner war. Die Menschen auf den Fotos sehen tatsächlich aus, wie man sie aus den unzähligen Westernfilmen kennt, und es ist schon interessant, sich klarzumachen, daß die Kopfschmücke und Federn, die man auf jeder Kinderfaschingsparty sieht, tatsächlich ernsthafte Dokumente einer existierenden(oder vielmehr existiert habenden) Kultur sind. Zum anderen beherbergt das Museum die Fundstücke aus dem Grab Nr. 7 aus der außerhalb von Oaxaca gelegenen Ruinenstätte Monte Alban. Und hier wird’s wirklich spannend. Mein Reiseführer hat ja schon darauf hingewiesen, daß die Stücke spektakulär sind, aber einen menschlichen Totenschädel, über und über mit schillernden Jadeplättchen beklebt, gewaltige Armreife und Ketten aus Gold und meisterhaft modellierte Statuetten in der Realität vor sich zu sehen ist schon nicht ohne. Auch die übrigen Ausstellungsstücke sind sehenswert, das Museum versucht, dem Besucher die Zapoteken- und Mixtekenkultur, die in Monte Alban ihre Hauptstadt hatte, nahezubringen und das durchaus mit Erfolg. Eher gelangweilt hat mich die Ausstellung über die Eroberer- und Kolonialzeit. Zum einen kenne ich Kruzifixe und Marienstatuen schon in allen Ausführungen, genauso wie mittelalterliche Harnische und Helme, zum anderen empfinde ich Ausstellungen über die Kolonialzeit immer irgendwie als Demütigung der mexikanischen Kultur, selbst wenn ich selbst kein Mexikaner bin. Und auch wenn man sich klarmachen muß, daß die Kolonialzeit eine genauso entscheidende Epoche in der Geschichte dieses Landes ist und Mexiko genauso definiert wie die Zeit der Azteken, Maya, Zapoteken und Mixteken, so halte ich die indianische Vergangenheit für das wahre Erbe Mexikos, das es zu bewahren gilt und die Eroberung Mexikos für ein Verbrechen, vergleichbar dem Holocaust, das es nicht verdient hat, im selben Atemzug mit der prähispanischen Zeit erwähnt zu werden.

  • Monte Alban – die einstige Hauptstadt der Völker der Zapoteken und Mixteken könnte für mich eigentlich nur eine weitere prähispanische Ruinenstätte sein. Immerhin bin ich in Teotihuacan die Mondpyramide wie auch die Sonnenpyramide rauf- und runtergekrabbelt, habe mich durch den Dschungel von Chiapas zu den Tempeln von Palenque geschlagen und bin durch die Tunnel unter der Pyramide von Cholula gewandert, so daß man meinen könnte, das ganze würde langsam langweilig. Denkste. Vielleicht liegt es daran, daß ich so lange nicht hier war und mein Kopf wieder offen und neugierig auf neues ist, aber auch Monte Alban hat mich zutiefst beeindruckt(auch, wenn das aus den Fotos vielleicht nicht hervorgeht, hüstel, hüstel). Vielleicht liegt es auch daran, daß man sich selbst erst eine gewisse „Erfahrung“ mit den uralten Bauten aneignen und die kindlich-touristische Einstellung dazu ablegen muß, aber je öfter ich derartige Stätten besuche, desto interessanter finde ich sie und desto mehr versuche ich mir vorzustellen, was sie einst bedeuteten, wie das Leben in ihnen war und welche Menschen durch ihre Straßen liefen.
  • Nachdem wir in Monte Alban waren, sind wir wieder in die Stadt gefahren und haben nieves verköstigt, eine Art Fruchteis, das praktisch genauso typisch für Mexiko ist wie Tacos und Tortillas. Cynthia sagt, es ist der beste nieve-Stand in der Stadt und könnte damit sogar Recht haben. Fotos hab ich keine, weil die Kamera in Monte Alban ihr letztes gegeben hat. Sorry. Danach lassen wir (sprich Vianey und ich) uns ein wenig die Stadt aus dem Auto heraus zeigen, bis wir uns in eine Taqueria setzen und uns dort Wegzehrung für die Busfahrt nach Cholula anfuttern.

Am Sonntag abend sind wir wieder zuhause. Für den nächsten Tag ist eine Party bei den Engländern im Haus angesetzt, die zwar tatsächlich sehr, sehr witzig ist aber eigentlich nur darum Erwähnung verdient, weil ich hier einen Großteil meiner Freunde seit langer Zeit wieder sehe. Ansonsten eine Fiesta wie jede andere, also massenhaft Leute auf engstem Raum, stark erhöhter Alkoholkonsum, in proportionalem Verhältnis dazu stehende gute Laune und Romain(sie nannten ihn den Unermüdlichen), der mit einer gutaussehenden Mexikanerin(es dürfte nach meiner Hochrechnung die 2451. sein) herummacht. Vorher hatte ich noch Claudia besucht und kurz bei Freerks Geburtstagsparty reingeschaut, die aber sowieso schon in ihren letzten Zügen lag.
Am Dienstag war nix besonderes los, darum erwähne ich ihn auch nicht. Mittwochs hatte ich schließlich meine Besprechung mit Professor Alarcón über mein Praktikum, weswegen ich ja schließlich hier bin. Der Mann scheint sympathisch, wenn auch ein wenig distanziert, und erklärt mir, was ich in den nächsten Monaten zu tun habe: zunächst geht es darum, ein noch nicht veröffentlichtes Paper zum Thema Sicherheit und Datenverschlüsselung bei RFID-Anwendungen zu überarbeiten und zu korrigieren. Im Anschluß daran soll ich selbst einen Verschlüsselungsalgoritmus auf FPGA-Basis implementieren. Schaun mer mal, auf jeden Fall klingt die Sache interessant. Ich kriege als Arbeitsraum ein Büro zugewiesen, das jedoch kein Professor mehr bewohnt sondern von zwei anderen Studenten als Arbeitsraum genutzt wird. Die beiden sind ganz nett auch wenn wir eher unseren eigenen Angelegenheiten nachgehen als viel miteinander zu reden.

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- Es ist gar nicht so leicht, die Augen
genau in dem Moment zuzumachen,
in dem der Fotograf abdrückt.

Am Wochenende war natürlich wieder Fiesta angesagt, angefangen von Jans Abschiedsparty am Freitag, der ich mehr oder weniger ungewollt bis 6 Uhr morgens beiwohnte, bis zu der Samstag-Abend-Party im Haus einer Gruppe Amerikaner, Jamaikaner, Bahamasianer(?) und Grenadineraner(??)).
Damit bin ich nun auch schon beim heutigen Tag, nämlich Sonntag angelangt, den ich einigermaßen gechillt verbracht habe. Mittags habe ich mich erbarmt und bin mit Bono, dem schändlich vernachlässigten Hund der Familie, eine Runde gelaufen. Geschickterweise habe ich vergessen mich einzucremen, so daß ich nun als Dokument meiner Dämlichkeit einen leicht geröteten Nacken und ebensolche Unterarme zur Schau trage. Nachmittags war ich mit Julian und dessen Kumpel Mariano in der Stadt um auf Auftrag der Hausherrin ein Fahrrad zu kaufen. Krönender Abschluß war die Verköstigung eines Tacos(eines groooßen Tacos) bei Taco de la 25 in Puebla. Legger.

Zweite erste Schritte

Inzwischen habe ich auch schon wieder einen Haufen Leute getroffen. Donnerstag Vormittag rief mich Sara an, die jetzt im Tiki als Kellnerin arbeitet. Ich verspreche, vorbeizukommen, sobald ich irgendwo was zu essen aufgetrieben habe.

Meine erste Mahlzeit in Mexico ist eine überaus schmackhafte Quesadilla, die wegen ihres exorbitant hohen Fettgehalts bestimmt auch meinem Kumpel Chrischi geschmeckt. Dann mache ich mich auf ins Tiki zu Sara, die sich freut, mich wiederzusehen. Weil sie natürlich auch noch arbeiten und nicht die ganze Zeit schnacken soll, verabreden wir uns für den Feierabend.
Inzwischen schaut auch noch Markus vorbei, mit dem ich mich bequem auf die playita fläze, wie in guten alten Zeiten. Auch wenn inzwischen vier Monate ins Land gegangen sind, fühle ich mich, als wäre ich nie weg gewesen. Nur mein Spanisch hinkt nach der langen Zeit vielleicht etwas…

Für den Abend bin ich mit Cynthia verabredet. Das Treffen ist auf 23:00 Uhr im Bambukos angesetzt. Nach dem Treffen mit Sara gehe ich nach Hause und treffe die folgenschwere Entscheidung, mich ins Bett zu legen und den Schätzing, den ich inzwischen fast durch habe, weiterzulesen. Natürlich schlafe ich ein und wache so gegen zehn nach elf wieder auf. Scheiße. Aber zu spät kommen ist in Mexico zum Glück nicht als Problem zu werten. Ich torkle aus der Tür und mache mich auf den Weg ins Bambukos. Viel gibt’s davon nicht zu erzählen, Cynthia ist da, Pamela und Carlos und noch ein paar andere Leute, großteils offenbar Amerikaner, die aber den Mund nicht recht aufkriegen. Zwar bin ich selber nicht gerade in Topform, bedingt durch lange Reise und Kater, aber immerhin unterhalte ich mich.
Cynthia meint, sie fährt am Wochenende nach Hause nach Oaxaca und fragt, ob ich nicht mitkommen will. Weil ich nichts besseres zu tun habe und weil ich bisher noch nicht in Oaxaca war, bin ich dabei. Am nächsten Tag geht’s los…

Willkommensfeier

Ich werde definitiv zu alt für diesen Scheiß. Naja…im Gegensatz zu den anwesenden Zwanzigjährigen bin ich nicht auf dem Sofa eingeschlafen. Also: gegen 23:00 ruft mich Luis auf meinem Handy an(ich habe inzwischen meine mexikanische SIM-Karte eingelegt und festgestellt, daß ich keine Anrufe tätigen kann) und erzählt mir, daß ich auf jeden Fall wieder bei ihm unterkomme. Natürlich sind auch wieder Gäste da, das bedeutet Alkohol und das bedeutet Gespräche bis lang in die Nacht(also bis jetzt) und das bedeutet meinen sicheren Tod. Angie war auch da, sie ist immer noch ein bisschen dick, aber trotzdem sehr süß. Zwar ist sie nach wie vor etwas doof(erzählt was von Psychologie und Ingenieurswissenschaft und daß sie als „Aufnahmeprüfung“ angeben solle, wer der Erfinder der Glühbirne war), aber ich lege ihr – inzwischen auch etwas angetrunken – meine Ansicht über Psychologie und Religion und Freiheit dar und sie scheint zumindest beeindruckt zu sein. Kunststück.
Inzwischen ist es fast fünf, Angie und Julian poofen auf dem Sofa, ich ziehe mich ins Bett zurück und stelle den Wecker auf 10:00. Klappt sowieso nicht. Wie auch immer, ich melde mich, wenn ich wach bin.

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- Nicht auszudenken, wenn
das alles in den Flieger ge-
raten wäre!

Geschafft. Die Erde hat mich wieder, nach fünfzehn Stunden Reise ist das jedes Mal eine Erleichterung. Ich sitze bereits im Bus nach Puebla und sauge die ersten Eindrücke von Mexico nach vier Monaten in mich auf. Die Anreise verlief erfreulich ereignislos: zwar hatte der Flieger von Hamburg nach Heathrow gut zwanzig Minuten Verspätung („It seems to be a busy day at Heathrow today, so we’re going to do some waiting circles…“) was mein ohnehin schon recht knappes Zeitfenster von zwei Stunden bis zum Weiterflug noch etwas schrumpfen ließ, aber mit Sicherheitscheck(vorher noch das restliche Wasser auf Ex ausgetrunken, denn Wasser ist böse), zwei Busfahrten quer über den Flughafen, Pinkelpause und einem energischen Fußmarsch zum Terminal ließ sich der Zeitplan eigentlich bequem einhalten. Am Gate 23 steht schon ein ganzer Haufen Leute, viele Mexikaner(und Mexikanerinnen…), der sich langsam in den Flieger schiebt. Hinter mir steht ein – ich möchte nicht voreilig urteilen, aber im Falle eines Irrtums entschuldige ich mich mit meiner mangelnden Kenntnis der asiatischen Kultur – ein buddhistischer Mönch, der mich auf englisch fragt, ob er am richtigen Gate steht, da er aus seinem boarding pass nicht schlau wird. Natürlich kann ich ihm da weiterhelfen. Schließlich bin ich ein alter Hase – und Kollege, weissu.
Jumbo Jet: Jo. Wenn man reinkommt ist man schon erstmal…na ja, erstaunt. Der Flieger ist schon ne Ecke dicker als alles, was mich bisher durch die Lüfte getragen hat. Ich nehme meinen Platz ein, dank frühzeitigem Check-In via Internet habe ich mir natürlich einen Fensterplatz direkt vor einer Trennwand unter den Nagel gerissen, wovon ich mir etwas mehr Bewegungsfreiheit verspreche. Die Rechnung scheint aufzugehen, obwohl ich nicht nachgemessen habe. Ich teile mir die Reihe mit einer Mexikanerin mittleren Alters und einer englischen jüngeren Dame, die ein wenig nach öko aussieht(im Nachhinein stellt sich zumindest heraus, daß sie Vegetarierin ist). Den Luxus einer kompletten Sitzreihe für mich allein, wie auf dem Flug von Hamburg nach London habe ich leider nicht, kann ich aber wohl auch nicht erwarten.
Wie gesagt, ich sitze gerade im Bus nach Puebla. Der zuckelt mehr schlecht als recht durch Mexico City, irgendwie ist hier wieder die Hölle los. Man kann über den Wohlstand in Mexico mutmaßen was man will – ein Auto hat hier jeder, wenn ich mir das hier so ansehe. Nagut, dann habe ich noch Zeit, über die Ankunft in Mexico City zu schreiben. Viel passiert ist auch hier nicht, ich wollte aber nicht verschweigen, daß sich während des Fluges noch keine rechte Vorfreude auf mein zweites halbes Jahr in Mexico einstellen wollte(obwohl ich die letzten Tage zuhause definitiv in nahezu euphorischer Stimmung war deswegen). Sei es wegen der Müdigkeit, sei es wegen der allgemeinen Erkenntnis, daß ich nun wieder Deutschland hinter mir lasse, an das ich mich in vier Monaten gewöhnt habe, keine Ahnung. Jedenfalls stehe ich in der Schlange vor den Einwanderungsschaltern wo eine Beamtin vorab kontrolliert, ob die Formulare korrekt ausgefüllt sind. Mein – natürlich vorbildlich ausgefülltes – Formular nimmt sie, guckt es sich an und sagt auf deutsch „Dankeschön“. Das hat die Sache für mich schon wieder rausgerissen. México – te quiero!
Der Einwanderungsfritze stempelt mich diesmal als Touristen ab – klar, ich habe ja auch diesmal kein Visum. Bin mal gespannt, was da noch auf mich zukommt, wenn ich meinen Status in „Praktikant“ umändern will. Von der mexikanischen Bürokratie erzählt man sich schlimme Geschichten…

Das war’s erstmal, ich melde mich wieder, wenn’s was Neues gibt.

Mexico – der zweite Anlauf

Wieder einmal sitze ich in Hamburg am Abflugterminal und warte darauf, daß mein Flug aufgerufen wird. Dies ist – neben der lang erwarteten Beendigung meines „Heimatexils“ – mein zweiter Start nach Mexico und zugleich auch der zweite enthusiastische Versuch, ein Reisetagebuch zu führen. Ich erinnere mich gut an meinen ersten Versuch, an dem ich den ersten Tag noch auf sieben Seiten beschreiben konnte und dann nach und nach lustloser wurde, bis ich das Schreiben komplett einstellte. Diesmal wird alles anders. Bestimmt.
Nebenbei spiele ich mit der WLAN-Verbindung herum und ärgere mich, daß es nirgendwo einen frei zugänglichen Hotspot gibt. Naja, gibt’s halt erst Nachricht von mir, wenn ich übern Atlantik rüber bin.
Von Hamburg geht es dieses Mal nicht mit Continental nach Newark sondern mit British Airways über London nach Mexico City. Erfreulicherweise habe ich von London nach Mexico City das Vergnügen, mit einer Boeing 747-400 zu fliegen. Zwar glaube ich nicht, daß das Biest sich als Passagier wesentlich anders anfühlt als jeder andere Flieger mit dem ich bisher unterwegs war, aber immerhin ist der Jumbo noch immer der größte sich im Liniendienst befindliche Passagierjet. Und bis ich den A380 probefliegen kann, geht bestimmt noch ne Menge Wasser den Jordan runter.
Für die Reise habe ich noch kurz im Zeitschriftenladen vorbeigeschaut und mit meiner ratlosen Miene einen Verkäufer angelockt, von dem ich mir das neue Buch von Frank Schätzing, „Die dunkle Seite“, aufschwatzen lasse. Gut, den Namen habe ich schon mal gehört, wird schon was ordentliches sein. Zur Abrundung entscheide ich mich noch für eine GQ sowie eine Flasche Wasser und schnappe mir vorm Betreten des Flugzeugs ein Gratisexemplar der Süddeutschen. Dreizehn Stunden Fliegen, ihr könnt kommen.
Achso…wie’s mir gefühlsmäßig geht. Die letzten Tage waren überaus entspannt, inzwischen weiß ich, was auf mich zukommt, ich mach das ja nicht zum ersten Mal. Trotzdem war ich heute morgen etwas nervös – zum einen die altbekannte Angst, irgendetwas vergessen zu haben(dabei habe ich mir extra eine Liste gemacht), zum anderen tut es mir leid, meine Eltern zurückzulassen. Aber das ist glaube ich ziemlich normal.
Gut. Das war das letzte, was ihr für die nächste Zeit von mir aus Deutschland zu hören bekommt. Die nächsten Updates werden mexikanischer angehaucht sein.

Macht’s gut ihr alle!

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