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Die Wochenschau


- Monte Albán

Inzwischen ist gut eine Woche vergangen, und ich muß zusehen, daß ich mit dem Schreiben nachkomme. Natürlich habe ich mich nicht dazu durchringen können, jeden Tag mitzuprotokollieren, aber immerhin ist es mir gelungen, Notizen darüber zu machen, was ich so treibe. In diesem Moment ist die Situation gerade günstig, weil der Strom ausgefallen ist, ich das eBook „Solaris“ von Stanislaw Lem erfolgreich beendigt habe und somit nichts weiter zu tun habe. Ich mach einfach mal in chronologischer Reihenfolge weiter, damit das Ganze nicht durcheinandergerät:
Das Wochenende in Oaxaca war toll, ich habe Cynthias Mutter und Schwester kennengelernt(gaaanz liebe Menschen), Carl, der Franzose war mit zwei Freundinnen, Gabi(mex.) und Donatella(schweiz.) auch da und zusammen haben wir die Stadt unsicher gemacht. Übernachtet haben wir auf der „Ranch“ von Cynthias Eltern, eigentlich ist es nichts anderes als ein riesiges Grundstück mit einem langgezogenen Haus darauf, das wohl in erster Linie tatsächlich nur der Beherbergung von Gästen dient. Cynthia hatte tagsüber meist zu tun, so daß wir uns zu fünft (ich vergaß, Vianey, eine Freundin von Cynthia zu erwähnen, mit der ich zusammen im Bus gefahren bin) herumgetrieben haben. Das haben wir gemacht, bzw. gesehen:

  • El Tule, einen uralten, über 2000 Jahre alten Baum, mit gewaltigem Stammdurchmesser. Natürlich muß man Eintritt bezahlen, um auf das Areal mit dem Baum zu kommen – quasi die Kommerzialisierung der Natur. Um den Baum laufen Kinder mit kleinen Taschenspiegeln herum, die sich als „Touristenführer“ betätigen und für ein Trinkgeld mit ihren Spiegeln das Sonnenlicht auf bestimmte Wurzelformationen lenken, die angeblich wie Tiere aussehen. Naja.
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    - Centro de las Culturas de
    Oaxaca

    Centro de las Culturas de Oaxaca, das wichtigste Museum von Oaxaca, das in einem ehemaligen Kloster untergebracht ist. Hier sind zum einen Fotografien eines amerikanischen Fotografen ausgestellt, dessen Lebenswerk die Dokumentation des Lebens der amerikanischen Ureinwohner war. Die Menschen auf den Fotos sehen tatsächlich aus, wie man sie aus den unzähligen Westernfilmen kennt, und es ist schon interessant, sich klarzumachen, daß die Kopfschmücke und Federn, die man auf jeder Kinderfaschingsparty sieht, tatsächlich ernsthafte Dokumente einer existierenden(oder vielmehr existiert habenden) Kultur sind. Zum anderen beherbergt das Museum die Fundstücke aus dem Grab Nr. 7 aus der außerhalb von Oaxaca gelegenen Ruinenstätte Monte Alban. Und hier wird’s wirklich spannend. Mein Reiseführer hat ja schon darauf hingewiesen, daß die Stücke spektakulär sind, aber einen menschlichen Totenschädel, über und über mit schillernden Jadeplättchen beklebt, gewaltige Armreife und Ketten aus Gold und meisterhaft modellierte Statuetten in der Realität vor sich zu sehen ist schon nicht ohne. Auch die übrigen Ausstellungsstücke sind sehenswert, das Museum versucht, dem Besucher die Zapoteken- und Mixtekenkultur, die in Monte Alban ihre Hauptstadt hatte, nahezubringen und das durchaus mit Erfolg. Eher gelangweilt hat mich die Ausstellung über die Eroberer- und Kolonialzeit. Zum einen kenne ich Kruzifixe und Marienstatuen schon in allen Ausführungen, genauso wie mittelalterliche Harnische und Helme, zum anderen empfinde ich Ausstellungen über die Kolonialzeit immer irgendwie als Demütigung der mexikanischen Kultur, selbst wenn ich selbst kein Mexikaner bin. Und auch wenn man sich klarmachen muß, daß die Kolonialzeit eine genauso entscheidende Epoche in der Geschichte dieses Landes ist und Mexiko genauso definiert wie die Zeit der Azteken, Maya, Zapoteken und Mixteken, so halte ich die indianische Vergangenheit für das wahre Erbe Mexikos, das es zu bewahren gilt und die Eroberung Mexikos für ein Verbrechen, vergleichbar dem Holocaust, das es nicht verdient hat, im selben Atemzug mit der prähispanischen Zeit erwähnt zu werden.

  • Monte Alban – die einstige Hauptstadt der Völker der Zapoteken und Mixteken könnte für mich eigentlich nur eine weitere prähispanische Ruinenstätte sein. Immerhin bin ich in Teotihuacan die Mondpyramide wie auch die Sonnenpyramide rauf- und runtergekrabbelt, habe mich durch den Dschungel von Chiapas zu den Tempeln von Palenque geschlagen und bin durch die Tunnel unter der Pyramide von Cholula gewandert, so daß man meinen könnte, das ganze würde langsam langweilig. Denkste. Vielleicht liegt es daran, daß ich so lange nicht hier war und mein Kopf wieder offen und neugierig auf neues ist, aber auch Monte Alban hat mich zutiefst beeindruckt(auch, wenn das aus den Fotos vielleicht nicht hervorgeht, hüstel, hüstel). Vielleicht liegt es auch daran, daß man sich selbst erst eine gewisse „Erfahrung“ mit den uralten Bauten aneignen und die kindlich-touristische Einstellung dazu ablegen muß, aber je öfter ich derartige Stätten besuche, desto interessanter finde ich sie und desto mehr versuche ich mir vorzustellen, was sie einst bedeuteten, wie das Leben in ihnen war und welche Menschen durch ihre Straßen liefen.
  • Nachdem wir in Monte Alban waren, sind wir wieder in die Stadt gefahren und haben nieves verköstigt, eine Art Fruchteis, das praktisch genauso typisch für Mexiko ist wie Tacos und Tortillas. Cynthia sagt, es ist der beste nieve-Stand in der Stadt und könnte damit sogar Recht haben. Fotos hab ich keine, weil die Kamera in Monte Alban ihr letztes gegeben hat. Sorry. Danach lassen wir (sprich Vianey und ich) uns ein wenig die Stadt aus dem Auto heraus zeigen, bis wir uns in eine Taqueria setzen und uns dort Wegzehrung für die Busfahrt nach Cholula anfuttern.

Am Sonntag abend sind wir wieder zuhause. Für den nächsten Tag ist eine Party bei den Engländern im Haus angesetzt, die zwar tatsächlich sehr, sehr witzig ist aber eigentlich nur darum Erwähnung verdient, weil ich hier einen Großteil meiner Freunde seit langer Zeit wieder sehe. Ansonsten eine Fiesta wie jede andere, also massenhaft Leute auf engstem Raum, stark erhöhter Alkoholkonsum, in proportionalem Verhältnis dazu stehende gute Laune und Romain(sie nannten ihn den Unermüdlichen), der mit einer gutaussehenden Mexikanerin(es dürfte nach meiner Hochrechnung die 2451. sein) herummacht. Vorher hatte ich noch Claudia besucht und kurz bei Freerks Geburtstagsparty reingeschaut, die aber sowieso schon in ihren letzten Zügen lag.
Am Dienstag war nix besonderes los, darum erwähne ich ihn auch nicht. Mittwochs hatte ich schließlich meine Besprechung mit Professor Alarcón über mein Praktikum, weswegen ich ja schließlich hier bin. Der Mann scheint sympathisch, wenn auch ein wenig distanziert, und erklärt mir, was ich in den nächsten Monaten zu tun habe: zunächst geht es darum, ein noch nicht veröffentlichtes Paper zum Thema Sicherheit und Datenverschlüsselung bei RFID-Anwendungen zu überarbeiten und zu korrigieren. Im Anschluß daran soll ich selbst einen Verschlüsselungsalgoritmus auf FPGA-Basis implementieren. Schaun mer mal, auf jeden Fall klingt die Sache interessant. Ich kriege als Arbeitsraum ein Büro zugewiesen, das jedoch kein Professor mehr bewohnt sondern von zwei anderen Studenten als Arbeitsraum genutzt wird. Die beiden sind ganz nett auch wenn wir eher unseren eigenen Angelegenheiten nachgehen als viel miteinander zu reden.

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- Es ist gar nicht so leicht, die Augen
genau in dem Moment zuzumachen,
in dem der Fotograf abdrückt.

Am Wochenende war natürlich wieder Fiesta angesagt, angefangen von Jans Abschiedsparty am Freitag, der ich mehr oder weniger ungewollt bis 6 Uhr morgens beiwohnte, bis zu der Samstag-Abend-Party im Haus einer Gruppe Amerikaner, Jamaikaner, Bahamasianer(?) und Grenadineraner(??)).
Damit bin ich nun auch schon beim heutigen Tag, nämlich Sonntag angelangt, den ich einigermaßen gechillt verbracht habe. Mittags habe ich mich erbarmt und bin mit Bono, dem schändlich vernachlässigten Hund der Familie, eine Runde gelaufen. Geschickterweise habe ich vergessen mich einzucremen, so daß ich nun als Dokument meiner Dämlichkeit einen leicht geröteten Nacken und ebensolche Unterarme zur Schau trage. Nachmittags war ich mit Julian und dessen Kumpel Mariano in der Stadt um auf Auftrag der Hausherrin ein Fahrrad zu kaufen. Krönender Abschluß war die Verköstigung eines Tacos(eines groooßen Tacos) bei Taco de la 25 in Puebla. Legger.

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